Veröffentlicht

October 22, 2022

Harris Hip Score (HHS)

Der Harris Hip Score, bekannt als HHS, ist ein spezifisches Instrument zur Bewertung von Beschwerden des Hüftgelenks. Er ist ein Clinician-Reported Outcome Measure und wird als solches teilweise von den Patienti:innen und teilweise von einer qualifizierten medizinischen Fachkraft aufgenommen. Der HHS deckt mit zehn Items vier Domänen ab und wird bei vielen Fragestellungen in Bezug auf Erkrankungen des Hüftgelenks genutzt.

Der Harris Hip Score (HHS) wurde bereits 1969 entwickelt und sollte ursprünglich ein neues System zur Bewertung der Hüftgelenkfunktion nach operativer Versorgung einer Hüftgelenksarthrose darstellen.1 Mittlerweile wird dieses Instrument bei vielen unterschiedlichen Erkrankungen des Hüftgelenks verwendet.3,4,6

Der HHS erfasst mit insgesamt zehn Items Symptome in vier Domänen.2 Dabei können in jeder Domäne unterschiedlich viele Punkte erreicht werden:

  • Schmerzen (1 Item, 0-44 Punkte)
  • Funktion (7 Items, 0-47 Punkte)
  • Abwesenheit von Deformitäten (1 Item, 0-4 Punkte)
  • Bewegungsumfang (2 Items, 0-5 Punkte)

Die Erfassung des HHS funktioniert in zwei Abschnitten: Im ersten Abschnitt werden Fragen zu Schmerzen und der Funktion des Hüftgelenks direkt von den Patient:innen beantwortet; Im zweiten Abschnitt beurteilt eine qualifizierte medizinische Fachkraft das Hüftgelenk, indem die Form und der Bewegungsumfang klinisch untersucht werden.

Der HHS wird heutzutage in verschiedenen Settings wie dem klinischen Umfeld, im Qualitätsmanagement und in der Forschung genutzt.

Berechnung

Der HHS kann einen Wert von maximal 100 Punkten annehmen und zeigt mit dieser Skala die Funktion des Gelenks an: Je niedriger die Punktzahl, desto funktionell schlechter ist das Hüftgelenk. Für die verschiedenen Items gibt es unterschiedliche Skalen, sodass auch in den einzelnen Domänen unterschiedlich viele Punkte vergeben werden: Für den Schmerzbereich gibt es maximal 44 Punkte, für die Funktion maximal 47 Punkte, für den Bewegungsumfang maximal 5 Punkte und für die Deformität maximal 4 Punkte.1

Zuerst werden die Items aus den Domänen Schmerz und Funktion erfasst. Im Anschluss führt die medizinische Fachkraft die notwendigen Untersuchungen durch, um die Abwesenheit von Deformitäten sowie den Bewegungsumfang bewerten zu können. Letztlich werden dann die Punktzahlen der einzelnen Items addiert.

Evaluation des HHS

Stärken

Der HHS lässt sich in ungefähr fünf Minuten erheben und ist damit sehr schnell durchführbar.2 Zudem hat sich in den Jahrzehnten seit seiner Entwicklung gezeigt, dass der HHS ein geeignetes Instrument zur Erfassung der Beschwerden bei vielen verschiedenen Erkrankungen des Hüftgelenks sein kann.2,3,4

Verschiedene Studien konnten eine gute Validität, Reliabilität und Responsiveness nachweisen.4

Limitationen

In einer systematischen Übersichtsarbeit konnten Wissenschaftler:innen nachweisen, dass viele der durchgeführten Studien Deckeneffekte (ceiling effects) beinhalteten. Ein großer Prozentsatz der Untersuchten lag also in der Nähe des Maximalwertes des HHS, sodass in diesem Bereich nicht adäquat differenziert werden kann.5

Zudem muss für die Erhebung des HHS notwendigerweise eine medizinische Fachkraft verschiedene Untersuchungen durchführen. Dies macht es aufwändiger und kostspieliger, diesen Score zu nutzen.6

Lizenz

Zum Einsatz des HHS in den Heartbeat Standard Sets treten Sie gerne in Kontakt mit unserem Beratungsteam.

Nutzung des HHS im Heartbeat Standard Set

Der Harris Hip Score ist Bestandteil der Ergebniserfassung im Heartbeat Standard Set zu Erkrankungen der Hüfte. Er wird ergänzt durch das hüftspezifische PROM Hip disability and osteoarthritis outcome score (HOOS). Ebenso Teil dieses Standardsets sind das generische PROM PROMIS-29 sowie eine abgestimmte Anamnese. Alle Instrumente werden zu festgelegten Zeitpunkten erfasst, um Vergleichbarkeit und ein kontinuierliches Monitoring zu gewährleisten.

Mit dem Heartbeat Standard Set Hüfte und dem HHS können verschiedene Krankheitsbilder abgedeckt werden: Darunter fallen unter anderem chondrale oder osteochondrale Läsionen, arthroskopische Untersuchungen, Arthroplastiken (posttraumatisch oder elektiv) und  nicht-athroplastische Trauma-Eingriffe.

Fazit

Der Harris Hip Score ist ein bewährter Score bei Pathologien im Bereich des Hüftgelenks und wird weltweit und häufig genutzt.6 Er ist für ein breites Feld von verschiedenen Erkrankungen des Hüftgelenks geeignet und kann aufgrund seiner Kürze schnell erhoben werden.

Zur Erhebung des HHS ist jedoch eine medizinische Fachkraft nötig. Dies limitiert seine Anwendbarkeit.

Es empfiehlt sich, die Stärken des HHS zu nutzen und ihn gemeinsam mit weiteren PROMs  zu erheben, um ein umfassendes Bild der Einschränkungen zu erhalten. Daher rät Heartbeat Medical zur Nutzung des HHS im Rahmen des Heartbeat Standard Set Hüfte. Dieses Set umfasst unter anderem das generische Instrument PROMIS-29 sowie den hüftspezifischen Hip disability and osteoarthritis outcome score (HOOS).