Veröffentlicht

April 19, 2022

PROMs und das Post Covid Syndrom – Forschung aus der Perspektive der Patient:innen

Auch Monate nach einer Infektion mit Sars-Covid 19 leiden viele Menschen an Symptomen wie Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwierigkeiten. Weil sich die individuellen Verläufe aber stark unterscheiden, bleibt es schwierig dieses Syndrom genau zu erfassen und Therapieansätze zu entwickeln. Sowohl in der klinischen Praxis, als auch in der Forschung werden  daher zunehmend Patient- Reported Outcomes (PROMs) eingesetzt, da gerade diese es ermöglichen, zielgenau und valide Symptome aus der Perspektive der Patient:innen zu erfassen.

Das Post-Covid-Syndrom

Das Post Covid Syndrom beschreibt die Langzeitfolgen einer Erkrankung mit dem Coronavirus Sars-CoV-2. Denn viele Erkrankte bleiben auch Monate nach einer Infektion in ihrer Lebensqualität eingeschränkt – ein riesiges Problem für die Betroffenen selbst, aber auch für das Gesundheitssystem und die beteiligten Akteure. Doch es gibt bisher noch keine einheitliche Definition oder genaue Kriterien, wann ein Post Covid Symptom vorliegt. Und auch weitere Erkenntnisse über Dauer, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten sind rar. Um herauszufinden, was genau sich hinter diesem Syndrom verbirgt, haben Wissenschaftler:innen in mehreren Studien Patient- Reported Outcomes (PROMs), sogenannte patientenberichtete Daten, genutzt.1

Die Eignung von PROMs

PROMs sind wissenschaftlich validierte Instrumente, z. B. Fragebögen, für die strukturierte Bewertung und Interpretation von patientenbezogenen Ergebnissen (Outcomes). Mit definierten Fragen, Befragungszeiträumen und Bewertungsskalen können so individuelle Beschwerden objektiv erfasst werden. Die Eignung von PROMs für das Post Covid Syndrom ist naheliegend, denn PROMs kommen bereits seit Langem zum Einsatz, um Unterschiede und Veränderungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu dokumentieren. Sie sind daher in vielen Feldern, von der Zulassung neuer Medikamente über die Forschung mittels Registerdaten bis hin zu neuen Erstattungsmodellen ein wichtiges und zunehmend relevantes Instrument. 

Weil PROMs Daten immer aus der Perspektive der Patient:innen selbst erfassen, ermöglichen sie es auch beim Post Covid Syndrom, die individuellen Symptome aufzunehmen und dadurch einen genauen Überblick zu gewinnen. So konnte in einer der ersten großen Studien mit PROMs gezeigt werden, dass Post Covid ein Problem von überragender Bedeutung sein könnte: Bis zu 75% der Patient:innen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt wurden, zeigten 3 Monate nach ihrer Einweisung eine eingeschränkte Lebensqualität.2

Seitdem werden auch in anderen Studien vermehrt PROMs genutzt, unter anderem um diese Einschränkung der Lebensqualität genauer definieren zu können. Es zeigt sich dabei, dass hauptsächlich Symptome wie Erschöpfung bzw. Fatigue und kognitive Einschränkungen für den Verlust an Lebensqualität verantwortlich sind. Bei vielen dieser Untersuchungen kamen allgemeine PROMs wie der SF-36 oder der HRQL zum Einsatz, die auch in vielen anderen Feldern genutzt werden.3

Ein neues PROM

Um nun noch zielgenauer das zu erfassen, was sich als relevant für Betroffene von Post Covid herausgestellt hat, haben Forscher:innen aus den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz einen neuen PROM entwickelt: den Post-COVID-19 Functional Status scale.4 Er teilt Patient:innen anhand der erlebten Einschränkungen in fünf Kategorien ein. Dazu prüft er verschiedene Dimensionen:

  • Selbstversorgung, 
  • Selbstständigkeit im Haushalt und am Arbeitsplatz 
  • Schmerzen, Depressionen und Angstzustände 
  • Notwendigkeit, Aufgaben länger zu bearbeiten, aufzuteilen oder zu reduzieren

Die Entwicklung wirksamer Therapien

Die Anzahl von Post Covid Fällen wird in der nächsten Zeit weiter steigen – und zwar weltweit. Ein besseres Verständnis von Symptomatik und Verlauf ist daher besonders wichtig, um den vielen Betroffenen helfen zu können. Hierzu wird es notwendig sein, die Folgen des Post Covid Syndroms genau zu erfassen.

PROMs haben bewiesen, dass sie hierfür wertvolle Instrumente sind. Indem sie die Perspektive der Patient:innen aufnehmen, machen sie die Einbußen in der Lebensqualität der Betroffenen messbar und vergleichbar. Vor allem aber ermöglichen sie damit genauere Untersuchungen, wie verschiedene Interventionen eben diese Symptome verändern können – und bilden damit eine wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung wirksamer Therapien.

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