Egal ob in Familien, der Arbeit oder im Gespräch mit Freunden – Rückenbeschwerden, insbesondere im Verlauf der unteren Wirbelsäule, sind überall präsent. Faktisch sind Kreuzschmerzen (Lumbalgie) nicht nur in Deutschland, sondern der ganzen Welt ein großes Problem. Man schätzt, dass fast jeder zehnte Mensch (9,4%) weltweit darunter leidet – eine Tatsache, die nicht nur Patienten und Ärzte, sondern auch die Wirtschaft beschäftigt.1
Denn Kreuzschmerzen sind auch ein großer ökonomischer Faktor und gelten als eine der Hauptursachen für versäumte Arbeitstage.2-4 So stellt die DAK in ihrem Gesundheitsreport 2018 fest, dass jeder zwanzigste Arbeitnehmer in Deutschland mindestens einmal im Jahr wegen Rückenbeschwerden krankgeschrieben ist und dabei – hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung – rund 35 Millionen Ausfalltage entstehen. Nur akute Atemwegsinfekte verursachen noch mehr Ausfallzeiten.5
Warum ist das so?
Offensichtlich sind Wirbelsäulenschmerzen ein sehr komplexes Problem, da sie viele verschiedene Ursachen haben können. Nicht zuletzt psychische und soziale Probleme sind ein häufiger Grund für derartige Episoden. Befunde hingegen, die einer Bildgebung oder chirurgischen Intervention bedürfen, machen nur einen geringen Anteil aller Fälle aus. Und selbst wenn man beispielsweise im MRT einen ersten unkomplizierten Bandscheibenvorfall sieht, ist nicht gesichert, ob dieser auch für den aktuellen Schmerz verantwortlich ist.
Insgesamt gilt: für ca. 85% aller Rückenschmerzen wird keine Ursache gefunden. Sie werden konservativ, also mit Physiotherapie, Kräftigungsübungen, Psychoedukation etc. behandelt. Erst wenn Kreuzschmerzen länger als vier bis sechs Wochen anhalten oder bestimmte Warnhinweise („red flags“) präsent sind, sollte eine weitere Abklärung erfolgen.6 Unabhängig vom Grund der Schmerzen, haben diese ein hohes Chronifizierungsrisiko, was langfristig bis zu einer Behinderung und Arbeitsunfähigkeit führen kann.