Veröffentlicht

August 6, 2022

Oxford Knee Score (OKS)

Der Oxford Knee Score (OKS) ist ein Score zur Erfassung von Schmerzen und Funktionsfähigkeit bei Erkrankungen des Kniegelenks.

Der OKS wurde 1998 veröffentlicht und ist das Ergebnis einer  Forschungsarbeit am Department of Public Health and Primary Health Care der Universität Oxford in Zusammenarbeit mit der Chirurgie des Nuffield Orthopaedic Centre.1, 2 

Das Ziel des Forschungsteams war es, Schmerzsymptomatik und Funktionsfähigkeit des Kniegelenks zu messen und so ein geeignetes Bewertungsinstrument  für Patient:innen mit einer Knietotalendoprothese (Knie-TEP) zu etablieren.

Der OKS ist heute ein häufig verwendetes und validiertes PROM und besteht aus zwölf Fragen, die sich den Skalen “Schmerz” und “körperliche Funktion” zuordnen lassen.

Traditionell wurde die Bewertung medizinischer Outcomes bei Erkrankungen des Kniegelenks auf der Grundlage klinischer und radiologischer Daten vorgenommen, ohne dabei die Sicht der Patient:innen zu berücksichtigen. Der OKS dagegen ist so konzipiert, dass er die Angaben der Patient:innen zu Schmerzen und Funktionsfähigkeit des Knies mit einbezieht und so eine umfassendere Analyse der klinischen Ergebnisse ermöglicht.

Der OKS wurde speziell für die Ergebnismessung bei Knie-TEPs entwickelt und sollte die Ergebnisse nach einer solchen Operation bewerten und so die Qualität bemessen. Mittlerweile wurde sein Anwendungsbereich jedoch auch auf andere Gelenkerkrankungen und chirurgische Behandlungen ausgeweitet.

Für die Entwicklung des OKS wurden Patient:innen, die eine Knie-TEP in Erwägung ziehen, nach ihren Knieproblemen und den daraus resultierenden Folgeproblemen befragt. In einer prospektiven Studie wurden dann 117 Patient:innen sowohl vor der Knie-TEP als auch sechs Monate danach gebeten, das generische PROM SF-36 und die bisher gesammelten Fragen zu beantworten. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse entwickelte das Autorenteam dann 20 Fragen, testete sie mehrmals an weiteren Patient:innenen und überarbeitete sie. Schließlich wurden zwölf Fragen mit fünf Antwortkategorien für den endgültigen Oxford Knee Score berücksichtigt.1 Der OKS ist wie folgt aufgebaut:

  • Die Komponente zur Funktionsfähigkeit besteht aus fünf Items (Fragen 2, 3, 7, 11, 12)
  • Die Komponente zu den Schmerzen besteht aus sieben Items (Fragen 1, 4, 5, 6, 8, 9, 10)

Evaluation des OKS

Ursprünglich erfolgte die Bewertung des Oxford Knee Scores, indem jeder Antwort auf eine der zwölf Fragen eine Punktzahl zwischen 1 und 5 zugewiesen wurde. Die zwölf Punktzahlen wurden dann addiert und ergaben eine Gesamtpunktzahl, die einen Wert zwischen 12 und 60 annehmen konnte. Insgesamt zeigte eine niedrige Gesamtpunktzahl (z. B. 15 Punkte) ein gutes Ergebnis mit einer höheren Funktionsfähigkeit bei gleichzeitig geringeren Schmerzen an, eine hohe Punktzahl bedeutete das Gegenteil.1

Dieses Punktesystem führte jedoch zu Missverständnissen, sodass ein alternatives Punktesystem mit einer anderen Skalierung eingeführt wurde. In dieser angepassten Version reichen die Antwortpunkte von 0 bis 4, die Gesamtpunktzahl liegt also zwischen 0 und 48. Anders als im ersten System, bedeutet eine hohe Punktzahl in diesem Punktesystem (z. B. 48) eine zufriedenstellende Gelenkfunktion und eine niedrige Zahl eine weniger zufriedenstellende Funktionsfähigkeit.

Zwar wird das zweite Bewertungssystem heutzutage häufiger angewendet und seine Interpretation gilt als intuitiver. Dennoch sind bis heute beide Bewertungssysteme gültig. Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, sollte daher das verwendete Bewertungssystem immer angegeben werden.3

Stärken

Der Oxford Knee Score hat im Vergleich zu umfassenderen Fragebögen (WOMAC, KOOS) mehrere Vorteile. Er ist zum einen ein etablierter und mehrfach validierter Score, der zum anderen aufgrund seiner Kürze besonders geeignet für die Verwendung in der klinischen Forschung und Patientenversorgung ist.4 Studien haben gezeigt, dass die Quote der ausgefüllten Fragebögen höher ist als bei anderen PROMs. Zudem besteht beim OKS die Möglichkeit, zusätzliche Daten zu sammeln.1-8

Erkenntnisse durch den OKS

Eine Studie von Partridge et al. konnte durch die Verwendung von PROMs Qualitätsunterschiede bei verschiedenen Implantaten für eine Knie-TEP nachweisen. Statistisch signifikante Unterschiede in den OKS-Werten zeigten deutlich, welches Implantat bessere Ergebnisse generieren konnte.10 Ebenso zeigte diese Studie, dass die Belassung des  Hoffa-Fettkörpers mit einem besseren Outcome einhergeht – die chirurgische Vorgehensweise veränderte sich dadurch. Der OKS konnte also bereits wertvolle Erkenntnisse für die Versorgung von Patient:innen mit einer Knie-TEP generieren.

Limitationen

Studien haben gezeigt, dass die Spezifität gering ist. Patient:innen mit gesunden Knien, aber anderen Gelenkproblemen, wie Komplikationen an der Hüfte oder der Wirbelsäule, erzielen ebenfalls schlechtere Werte.11 Darüber hinaus kann die geringere Trennschärfe des OKS die Erkennung subtiler Ergebnisunterschiede nach einer Operation erschweren. Dies gilt insbesondere bei Patient:innen, deren Ergebnis als günstig angesehen wird. Für eine detailliertere Analyse der Ergebnisse nach einer Knie-TEP sind daher auch andere Scores notwendig.

Lizenz

Die Verwendung des Oxford Knee Scores erfordert grundsätzlich eine Lizenz. Bei nicht-kommerzieller Nutzung ist diese allerdings kostenlos, lediglich für Begleitmaterialien werden Gebühren erhoben. Bei kommerzieller Nutzung, z. B. durch große Privatpraxen und durch die Industrie, fallen dagegen Lizenzgebühren an.2, 3 Unser PRO-Beraterteam gibt Ihnen gerne detaillierte Informationen.

Zusammenfassung

Der Oxford Knee Score ist ein etablierter und validierter Score für den klinischen Alltag. Besonders aufgrund seiner hohen Aussagekraft und seiner Kürze ist er eines der am häufigsten verwendeten PROMs in Europa.12 Wegen seiner geringen Spezifität muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Score durch Gelenkprobleme in angrenzenden Körperbereichen verfälscht werden kann.11