Die Tegner Activity Scale, oder auch Tegner Score, wurde von den schwedischen Ärzten Prof. Dr. Tegner und Prof. Dr. Lysholm als Ergänzung zum modifizierten Lysholm Knee Score entwickelt und 1985 mit ihm im gleichen Paper publiziert.1
Der Grundgedanke seiner Entwicklung war für die Autoren die Wichtigkeit von sowohl physischer Funktionsfähigkeit als auch tatsächlicher physischer Aktivität. Aufgrund von Unterschieden im Erholungsprozess und der unterschiedlichen Bewertung von Gehen/Laufen und Teilnahme an Sport in der International Classification of Impairments, Disabilites and Handicaps (ICIDH), entschieden sich die Autoren nicht einen einzigen Score, sondern die Tegner Activity Scale und den Lysholm Knee Score separat zu erstellen.2,3
Die Tegner Activity Scale umfasst als Patient Reported Outcome (PRO)-Instrument 11 unterschiedlich gewichtete Aktivitätsgrade, mit denen die physische bzw. sportliche Aktivität von Patienten mit Erkrankungen bzw. Verletzungen der Kreuzbänder oder der Strukturen des Kniegelenks gemessen wird. Sie soll dabei den Lysholm Knee Score ergänzen. Die Aktivitätsgrade reichen von eingeschränktem Gehen und Arbeitsunfähigkeit bis hin zu Wettkampfsport wie Fußball oder Ski alpin auf nationalem oder internationalem Wettkampfniveau.4
Die Tegner Activity Scale ist in Aktivitätsgrade mit entsprechenden Tätigkeitsbeschreibungen und jeweils zugeordneter Punktewertung eingeteilt. Die Punktewerte reichen von 0 bis 10 Punkte. 0 Punkte beschreiben dabei die niedrigste physische Aktivität, während 10 Punkte die höchste physische bzw. sportliche Aktivität darstellen. Somit muss man vom Aktivitätsgrad bzw. der Tätigkeit die Punketzahl ablesen, die dann den Tegner Activity Scale-Score darstellt. Damit kann man anhand normativer Daten den Patienten beurteilen.1,4
Die Tegner Activity Scale ist ein validierter Fragebogen, zu dessen Auswertung des Scores keinerlei Berechnung benötigt wird, da es nur eine Antwort des Patienten gibt, die der Tegner Activity Scale-Score zugeordnet wird.3,5-7 Daher ist seine Anwendung und Auswertung mit minimalem Aufwand verbunden.4
Der Tegner Activity Scale wurde nicht als alleinstehender Score konzipiert und entwickelt, sondern nur als Ergänzung zum Lysholm Knee Score. Seine Eignung für eine alleinige Nutzung ist daher fraglich.1 Darüber hinaus ist seine statistische Retest-Reliabilität zwar für Gruppen valide, allerdings für Individuen inadäquat. Die Retest-Reliabilität beschreibt als statistische Größe, wie zuverlässig die erfassten Daten bei mehrfacher Durchführung des Fragebogens durch dieselbe Testperson oder dieselbe Testgruppe zu unterschiedlichen Zeitpunkten sind. Dafür wird die Korrelation zwischen den erfassten Daten errechnet. Diese war beim Tegner Activity Scale Fragebogen zwar für Gruppen hoch genug und damit valide, für Individuen jedoch nicht ausreichend hoch und somit inadäquat. Damit scheint er für eine valide Nutzung in der Patientenversorgung ungeeignet, da die Antworten zwischen verschiedenen Zeitpunkten bei Betrachtung von einzelnen Individuen variieren könnten.4
Orthopädische Knie-Scores
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Die Nutzung und Auswertung des Tegner Score erfordert keine Lizenzierung und ist somit kostenfrei. Sie ist über gängige Suchmaschinen auffindbar.4
Insgesamt ist die Tegner Activity Scale ein validierter Fragebogen, der vor allem in Kombination mit dem Lysholm Knee Score für die klinische Forschung geeignet ist, in der größere Gruppen miteinander verglichen werden. Da seine Aussagekraft für einzelne Individuen begrenzt ist, hat er vor allem akademischen Nutzen.