Hintergrund für die Entwicklung des Oxford Knee Scores war die Tatsache, dass die damals gängigen Methoden zur Messung des Outcomes bei Patienten mit totaler Endoprothese des Kniegelenks (Knie-TEP) häufig nur die klinischen und radiologischen Daten berücksichtigen. Der Oxford Knee Score sollte dabei die Einschätzung des Patienten berücksichtigen und wurde 1998 publiziert.1
Der Oxford Knee Score besteht aus 12 Fragen und beurteilt als Patient Reported Outcome (PRO)-Instrument die Subskalen Schmerzen und physische Funktion von Patienten mit Knie-TEP. Seine Fragen wurden in seiner Entwicklungsstudie dadurch ermittelt, dass man ambulante Patienten, die vor einer Knie-TEP standen, interviewt hat, um ihre Erfahrungen und ihre Ausdrucksweise bei der Beschreibung ihrer Knieprobleme zu identifizieren. Anhand dessen haben die Autoren dann 20 Fragen entwickelt, in mehreren Runden an Patienten getestet und revidiert. Schlussendlich wurden 12 Fragen für den endgültigen Oxford Knee Score berücksichtigt.1
In der ursprünglichen Fassung des Oxford Knee Scores war die Auswertung wie folgt:
Zunächst wird jeder der 12 Antworten die vorher definierte Antwortpunktezahl zugeordnet. Die Antwortpunkte reichen von 1 bis 5 Punkte, wobei 1 Punkt keine Einschränkung und 5 Punkte den höchsten Schweregrad der Einschränkung reflektieren. Anschließend werden die 12 Antwortpunktezahlen zu einer Gesamtpunktezahl summiert, die für die Beurteilung des Patienten herangezogen wird. Die mögliche Gesamtpunktezahl reicht von 12 bis 60 Punkte. Hierbei stellen 12 Punkte keine Einschränkung oder die geringgradigste Einschränkung dar, während 60 Punkte den höchsten Schweregrad der Einschränkung darstellen.1 In der neusten Version reichen die Antwortpunkte von 0 bis 4 Punkte mit einem Gesamtpunktzahlbereich von 0 bis 48 Punkte. Die Gewichtung der Punkte ist allerdings analog.
Da die ursprüngliche Punktvergabe für die Chirurgen nicht intuitiv war, wird nun zur Vermeidung von Missverständnissen von den Rechteinhabern aktuell folgendes Scoring empfohlen:
Orthopädische Knie-Scores
Welche Scores gibt es für Knie-Patienten?
Und wo sind die Unterschiede?
Laden Sie sich hier den kompletten, 35-seitigen Guide unverbindlich herunter:
Antwortpunkte 0 bis 4
Gesamtpunktzahl 0 bis 48
Für die Aussage des Oxford Knee Scores ist nicht wichtig, ob man wie ursprünglich vorgesehen oder wie aktuell empfohlen auswertet und interpretiert. Wichtig ist immer vorher klarzustellen und anzugeben, welche Punktevergabe man gewählt hat.
Der Oxford Knee Score ist ein etablierter und validierter Score, der durch seinen geringen Umfang in der klinischen Forschung und in der Patientenversorgung leicht implementierbar ist und häufig Anwendung findet. Somit ist er im Vergleich zu anderen umfangreicheren Fragebögen, wie beispielsweise dem WOMAC Osteoarthritis Index, im deutlichen Vorteil. Überdies war die Rate an Patienten, die den Fragebogen vollständig ausfüllen konnten, größer als bei anderen gängigen Gesundheitsfragebogen, sodass Daten seltener fehlen.1-6
Eine Studie konnte zeigen, dass der Oxford Knee Score eine geringe Spezifität aufweist. Somit würden auch Patienten mit gesunden Knien, aber anderen Gelenkproblemen, wie beispielsweise des Hüftgelenks oder der Wirbelgelenke, mit dem Oxford Knee Score ebenfalls erhöhte Punktzahlen erreichen.7
Die Nutzung und Auswertung des Oxford Knee Scores erfordert eine Lizenzierung durch die Rechteinhaber. Sie ist für nicht-kommerzielle Nutzer kostenfrei, jedoch werden Gebühren für Begleitmaterialien erhoben. Kommerzielle Nutzer und Nutzer, deren Projekt durch kommerzielle Organisationen finanziert werden, müssen Lizenzgebühren zahlen.8,9
Insgesamt ist der Oxford Knee Score als etablierter und validierter Score vor allem durch seine Aussagekraft und seinen geringen Umfang auch für den Klinikalltag ein geeignetes Instrument. Man muss aufgrund seiner geringen Spezifität jedoch beachten, dass der Score durch Gelenkprobleme an umgebenden Körperbereichen verfälscht werden könnte. 7