13.02.2019
Erst vor knapp über zehn Jahren wurden Patient Reported Outcome Measures (PROMs) von der FDA als „jede Art von Aussage über einen Gesundheitszustand und dessen Behandlung, der direkt vom Patienten kommt“, definiert.1 Mit der Anerkennung dieser erfolgte so auch von offizieller Seite ein längst überfälliger Schritt – werden PROMs doch in der klinischen Forschung und Praxis schon seit Jahrzehnten als Goldstandard eingesetzt, um den Gesundheitszustand und die Lebensqualität aus Patientensicht adäquat zu messen.1-3
Zunehmend berichten Studien mittlerweile auch von einem konkreten klinischen und wirtschaftlichen Nutzen, wie beispielsweise der Erfolg der Martini Klinik Hamburg zeigt. Insbesondere in der Onkologie schlugen einschlägige Veröffentlichungen bereits hohe Wellen.
Trotz all der Positivbeispiele gibt es nach wie vor Vorbehalte gegenüber einer PROM Implementierung in den Klinikalltag. Eine Befragung von weltweit 1.634 AOSpine-Mitglieder (64% Orthopäden, 36% Neurochirurgen) ergab, dass dort vor allem Zeit- und Personalmangel sowie fehlende Strukturen und Software für die PROM-Erfassung als hauptsächlichen Barrieren gegen eine routinemäßige PROM-Nutzung wahrgenommen werden.4
Hier setzt nun eine neue Studie aus dem Brustzentrum der Charité an.5 Dort erhebt man seit November 2016 mit unserer Software PROs. Die Autoren haben jetzt die im ersten Jahr generierten Daten zu Nutzung und Etablierung eines elektronischen PRO Systems veröffentlicht.
Zunächst beobachten sie eine mindestens sechs Monate dauernde Latenzphase vom Zeitpunkt der Systemeinführung bis zur reibungslosen Funktion. Als mögliche Ursachen dafür identifizierten die Autoren vor allem die Zeit für Einführung, Motivation und Schulung aller Akteure und bei Implementierung neu auftretende technische Probleme. Die anfänglichen Schwierigkeiten spiegeln sich auch in der monatlichen Zahl neu teilnehmender Patienten im ersten Jahr wider (Abb. 1).5
Waren diese Probleme allerdings überwunden, konnten konstant Patienten für die Outcome Messung gewonnen werden. Auch die Rücklaufquote der follow-up Fragebögen verbesserte sich im Laufe der Zeit leicht. Insbesondere in den letzten Monaten des Analysezeitraums stabilisierte sie sich auf einem Niveau von ca. 80% (Abb. 2).5
Im Gegensatz zu anfänglichen Befürchtungen zeigen Autoren vor allem, dass Patienten altersunabhängig eine digitale PROM Erhebung bevorzugen. Auch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer derartigen Outcome Messung inklusive Langzeit-follow-up ist bei allen Altersgruppen vorhanden (Abb. 3).5
Insgesamt hat das Charité Brustzentrum so im Beobachtungszeitraum 541 Patienten erfasst und 2470 Fragebogen versandt. Auch für die Zukunft streben die Autoren weitere Publikationen und damit verbundene Erkenntnisgewinne an. Schon jetzt zeigen sie aber, dass eine PRO-Messung mit heartbeat ONE auch im Alltag einer großen Universitätsklinik funktioniert – entgegen aller Vorbehalte.
Wir von heartbeat freuen uns ebenfalls über die gelungene Implementierung von PROMs im Brustzentrum und darüber, die Charité auch weiterhin auf ihrem Weg hin zu mehr Behandlungs- und Lebensqualität für die Patienten zu begleiten.